Ist es wirklich so schlimm, wenn man nicht richtig verstehen kann?
Ja, wer betroffen ist, kann dies bestätigen.
Ein Neugeborenes ohne Gehör kann die Laut-Sprache nicht erlernen.
Schwerhörige Kinder müssen sich viel mehr konzentrieren als gut hörende, um möglichst viele Informationen aufzunehmen. Sie sind deshalb oft schnell müde und werden dann als faul abgestempelt. Bei so manchen Spielen werden sie ausgegrenzt, weil sie nicht richtig verstehen können und damit dem Spielverlauf nicht richtig folgen können.
Die Berufswahl ist immer eingeschränkt, je nach Hörvermögen und optimaler Versorgung.
Auch im Erwachsenenalter führt die Schwerhörigkeit oftmals zu erheblichen Kommunikationsdefiziten.
„Ein bisschen weniger zu hören“ fällt spätestens dann negativ auf, wenn jemand in Gesprächen dem Zusammenhang nicht mehr folgen kann und aus diesem Grund auch manchmal falsche Antworten gibt.Dann wird der Schwerhörige belächelt und fälschlicherweise als geistig minderbemittelt eingestuft.Dadurch wird das Miteinander durch falsches Verstehen erheblich erschwert.
Das Zuhören kostet dem Schwerhörigen enorme Kraft, denn er hört nicht nur leiser sondern auch anders.
Einige Konsonanten und insbesondere Zischlaute wie das „sch“ werden überhaupt nicht mehr richtig gehört, da die Frequenzen für diesen Laut einfach für den Geschädigten nicht mehr wahrnehmbar sind.
Der Schwerhörige muss also aus den akustisch wahrgenommenen Sprachfragmenten, aus Gestik und Mimik des Sprechers ein sprichwörtliches Puzzle zusammensetzen um den Zusammenhang zu verstehen und das braucht Zeit. Daher reißen manche Schwerhörige das Gespräch an sich um nur ja nicht Zuhören zu müssen.
Um Missverständnissen vorzubeugen wird der Schwerhörige versuchen Gespräche zu vermeiden oder ein Begreifen vorzutäuschen. Der Normalhörende bemerkt so schnell dass hier etwas nicht richtig verstanden wurde und ohne entsprechende Hintergrundinformationen wird er Ignoranz seitens Schwerhörigen vermuten.
Der Schwerhörige tut also gut daran seine Hörbeeinträchtigung schon vor dem Gespräch zu erwähnen.
Geschieht dies nicht, muss der Hörbehinderte sich damit abfinden nicht ernst genommen zu werden.
Je nach sozialem Umfeld, der Einstellung der Familie, dem Verhalten der Lehrkräfte in den Schulen und dem Umgang mit den Arbeitskollegen(innen), wirkt sich diese Kommunikationsstörung auf den Hörgeschädigten mehr oder weniger schlimm aus. Wenn ein Schwerhöriger sich nicht verstanden fühlt, wird er sich immer mehr in die falsche Richtung der Selbstisolation begeben da er Angst und Scham empfindet durch sein Nichtverstehen negativ aufzufallen. Um Gespräche zu vermeiden wird der Schwerhörige sich immer mehr aus seinem sozialen Umfeld zurückziehen. Veranstaltungen sind für den Hörbehinderten dann kein Genuss mehr, sondern nur noch eine enorme Belastung. Ohne Hilfe von außen vereinsamt der Schwerhörige.
Daher sind Depressionen sind nicht selten eine Folgeerscheinung der Hörschädigung.
Eine solche unfreiwillige „Einzelhaft“ kann belastend für die Psyche des Geschädigten sein und führt in extremen Fällen sogar zum Suizid.